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Nachsorge

Nachsorge Hensies

By 25. März 2024No Comments

20. Jahrestag Hensies

Gedenken zum 20. Jahrestag des Busunglücks am 20. Dezember 2003

Mit fünf Personen, drei Angehörigen und zwei Pfarrern standen wir am Vorabend des 20. Jahrestages des tragischen Busunglücks von Hensies vom 20. Dezember 2003 erneut am Unglücksort. Stellten elf Rosen auf, legten elf Steine nieder mit den Namen und Lebensdaten der Verstorbenen. Und eine große Kerze, die eine Laterne gegen Wind und Regen schützt, auch.

Wie lange wirkt Erinnerung nach? Wie lange bleibt man mit Menschen über den Tod hinaus verbunden, denen man das Leben geschenkt hat, denen man es verdankt, mit denen man das eigene Leben geteilt hat?

Ihre eigene Antwort auf diese Fragen fanden die fünf Menschen, die sich zum 20. Jahrestag an der Autobahn E 19 zusammenfanden. Ein Ehepaar, das seinen einzigen Sohn verloren hat und ein Vater, der um seine Tochter trauert, die als Reiseleiterin die Fahrt des Reisebusses von München über Köln nach Paris begleitete. Andere Angehörige, die sich zu der langen Anreise nicht in der Lage sahen, reagierten dankbar auf die Information zum Gedenken am Unglücksort und erhielten anschließend die eigens angefertigten Kerzen mit den Namen ihrer Lieben.

Nach zwanzig Jahren: In den frühen Morgenstunden des 20. Dezember 2003 geriet ein mit 48 Personen besetzter Reisebus auf der Fahrt nach Paris von der Fahrbahn ab. Der übermüdete Fahrer war in die betonierte Fahrbahnbegrenzung geraten und konnte das Fahrzeug nicht mehr kontrollieren. Der Bus geriet sofort in Brand – während sich 37 Insassen retten konnten, verbrannten 11 Personen im Bus.

Auch nach zwanzig Jahren ist das Geschehene den Angehörigen so präsent, als wäre es gestern passiert. In dem Gasthof, in dem sie damals nach ihrer Anreise zum Unglücksort unterkamen, sind sie seither an jedem Jahrestag wieder zu Gast. Der Inhaber der Auberge le XIXème in Hensies ist ihnen längst ein Freund geworden.

Und in nahezu jedem Jahr sind sie am Morgen des 20. Dezember um 5.20 Uhr am Unglücksort, an dem ein schlichtes Kreuz steht, das an das Unglück erinnert. Und elf Steine liegen dort, auf denen Namen und Lebensdaten stehen: Adelet, Renate, Klaus, Sanja, Sandra, Yvette, Enesa, Alexander, Christiane, Mark und Katrin.

Diese Namen finden sich auch auf den Kerzen, die beim Gedenken in der Kirche zu Hensies von den Pfarrern Olaf Schaper und Dr. Uwe Rieske entzündet werden. Bereits zum 10. Jahrestag wurde mit den Angehörigen ein Gedenkgottesdienst gestaltet. Und nun auch am Vorabend zum 20. Jahrestag, am 19. Dezember 2023, um die Namen der Verstorbenen zu verlesen und ihrer zu gedenken.

Auch der Unglücksort ist wieder hergerichtet: Das von Wind und Wetter beschädigte Kreuz steht wieder gerade, elf Rosen sind in eine Vase gestellt und elf weiße Steine mit den Lebensdaten der Verstorbenen rund um das Kreuz gelegt. Elena, Mutter von Alexander, hat dies arrangiert, vorbereitet. Wir sprechen ein Gebet, halten uns und sind verbunden – miteinander, mit den anderen trauernden Angehörigen und mit den Verstorbenen auch. Die Liebe bleibt.

Uwe Rieske (Bonn) und Olaf Schaper (Düsseldorf)